Unsere Hunde und Katzen benötigt verschiedene Nährstoffe, die lebensnotwendig sind. Dazu zählen Eiweiße (Proteine), essentielle Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe (Mengen- und Spurenelemente).
Wenn sich eine Katze rein durch Jagen ernährt und täglich wilde Mäuse verspeist, wird sie mit allen lebensnotwendigen Nährstoffen versorgt. Ähnlich sieht es bei verwilderten Hunden aus, die sich in der freien Natur bedienen.
Wenn ein Hund beispielsweise ein ganzes Kaninchen mitsamt den Innereien und der Knochen frisst, erhält er vielfältige Nährstoffe. Das Blut des Beutetiers enthält Eisen, die Knochen Kalzium, Phosphor und Magnesium. Über das Fleisch nimmt der Hund Eiweiß auf und die Innereien des Kaninchens enthalten zusätzliche Vitamine und Spurenelemente. Die Natur liefert vielfältige weitere Futterbestandteile, wilde Kräuter liefern beispielsweise Ballaststoffe und ihre Samen essentielle Fettsäuren.
Nun sind unsere Vierbeiner in der Wildnis darauf angewiesen, viel zu fressen. Ihr Kalorienbedarf ist hoch. Sie sind ständig in Bewegung und müssen auch kaltem Wetter trotzen. Je mehr gefressen wird, desto mehr Nährstoffe liefern die natürlichen Zutaten.
Bei unseren Haustieren ist die Kalorienzufuhr hingegen restriktiver. Gleichzeitig muss auch bei weniger Futter die Nährstoffzufuhr gewährleistet sein.
Unser Ziel ist es also, das natürliche, bedarfsgerechte Futter möglichst ideal nachzuahmen – um unsere Hunde und Katzen mit allen notwendigen Nährstoffen zu versorgen und ihnen damit die Basis für ein langes Leben zu bieten.
Doch das ist gar nicht so einfach. BARFen, das Füttern von biologisch artgerechtem Rohfutter ist in aller Munde und seit einigen Jahren DER Trend in der modernen Hunde- und auch Katzenernährung. Viele Tierhalter meinen es gut: „Rohes Fleisch, das ist das einzig artgerechte Futter“, so lautet der Konsens vieler Tierhalter. Doch rohes Fleisch allein ist nur EIN wichtiger Faktor in der Fütterung. Füttert man ausschließlich rohes Fleisch, wie es Manche aus Unwissenheit tun, kommt es schnell zu einer Unter- oder Überversorgung der verschiedenen Nährstoffe. Die langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit können dramatisch sein. Denn ein Tier, das mangelversorgt ist, wird anfälliger für Krankheiten.
Um Hund und Katze tatsächlich bedarfsgerecht mit Vitaminen und Mineralstoffen zu versorgen, sollte die Ration bestimmte Grundsätze erfüllen.
Bedarfsgerecht füttern
Alle Nährstoffe werden in der Menge gefüttert, die dem tatsächlichen Bedarf entsprechen. Hierzu zählen nicht nur Kalorien, auch Eiweiße, essentielle Fettsäuren, Vitamine und Mineralien müssen in ausreichender Menge im Napf landen.
Was bedarfsgerecht heißt und warum eine Ernährungsberatung so wichtig ist, wird bei diesem Fallbeispiel deutlich…
Leon ist ein 20 kg schwerer, kastrierter Rüde und leidet an schmerzhaften Harnsteinen. Leon wird gebarft. Seine typische Tagesration sieht folgendermaßen aus:
- 240 g Muskelfleisch
- 100 g Pansen & Blättermagen
- 70 g Innereien
- 70 g Rinderknochen & Knorpel
- 90 g Gemüse
- 30 g Obst
- 2 EL Öl
Die Ration hört sich zunächst ausgewogen an. Aber ein Blick auf die Vitamine und Mineralstoffe (blaue Balken) verrät einige Schwachstellen. Die rote Linie bei 100% zeigt die Grenze, bei der die Versorgung ausreichend (bedarfsdeckend) ist.
Die Ration enthält zu viel Kalzium und Phosphor durch die große Menge an verfütterten Knochen. Dies kann zu schmerzhaften Verstopfungen führen und zu Harnsteinen. Ein Mangel besteht bei Kupfer, Mangan, Jod, Vitamin D und Vitamin E.
Mögliche Folgen:
- Zu viel Kalzium: Harnsteine, sekundärer Kupfer- und Zinkmangel
- Zu viel Phosphor: Harnsteine
- Zu wenig Kupfer: Störungen in der Knorpelbildung, Durchtrittigkeit oder andere Fehlstellungen, Veränderungen an Haut und Haaren (Haare werden grau)
- Zu wenig Mangan: Skelettveränderungen
- Zu wenig Jod: Leistungsabfall, Haarverlust, Verhaltensänderungen
- Zu wenig Vitamin D3: Ungenügende Mineralisierung des Skeletts
- Zu wenig Vitamin E: Schäden an Skelett- und Herzmuskulatur
Das Beispiel zeigt: Nur nach Gefühl füttern, geht selten gut!
ABER durch abgestimmte Veränderungen und individuelle Ergänzungen kann hieraus eine bedarfsdeckende Ration werden. Passend für Leon gegen Harnkristalle!
Viele Hundehalter sagen: „Ich füttere Obst und Gemüse, dann sind doch alle Vitamine enthalten.“
Das stimmt nicht ganz. Obst und Gemüse enthalten zu 85% Wasser. Sie eignen sich gut als Ballaststoffe. Als einzige Vitaminlieferanten jedoch nicht. Der Organismus des Hundes beispielsweise kann Beta-Carotin zu Vitamin A umwandeln – die Katze kann das nicht! In Obst und Gemüse sind zwar wasserlösliche Vitamine enthalten (z.B. Vitamin C) – aber Vitamin C können Hund und auch Katze selbst herstellen. Wichtig: In Obst und Gemüse fehlen die lebensnotwendigen fettlöslichen Vitamine Vitamin A und D.
„Ich ernähre mich als Mensch auch nicht täglich ‚nach Plan‘…“
Zunächst einmal muss festgehalten werden, dass es grundsätzlich sehr viel schwieriger ist, einen Hund nach Gefühl ausgewogen zu ernähren. Der Bedarf von Hund und Mensch unterscheidet sich extrem voneinander. Ein Hund braucht fast 3-Mal so viel Kalzium am Tag wie ein Mensch, 3-Mal so viel Kupfer, fast 5-Mal so viel Zink, 3-Mal so viel Jod usw. (zur Vergleichbarkeit beide als 60 kg gerechnet).
"Das Fell glänzt doch, dann muß das Futter gesund sein."
Grundsätzlich gilt: Man sieht einen vorhandenen Mangel meistens nicht von außen. Das Tier wird aber von innen ausgezehrt. Der Hund bekommt deswegen nicht plötzlich eine gestreifte Nase. Dennoch ist der Mangel da. Denn: Ein glänzendes Fell allein ist leider noch lange kein Indikator für eine gesunde Ernährung!Braune und schwarze Hunde, zum Beispiel schokofarbene Labradore, bekommen rot-orange stichiges Fell durch einen Mangel an bestimmten Aminosäuren (Eiweißbausteine). Werden diese der Nahrung extra zugeführt, ist das Ergebnis ein schönes dunkles Fell.
Besteht ein Mangel an essentiellen Fettsäuren oder Zink wird die Haut trocken, schuppig, rissig.
Rohes Eiklar: Enthält Avidin, dieses hemmt die Aufnahme von Biotin im Darm (Biotin ist wichtig für gesunde Haut und Fell), enthält einen Trypsininhibitor (dieser behindert die Eiweißverdauung). Durch Erhitzen werden Avidin und Trypsininhibitor zerstört.
Wird zu viel Kalzium gefüttert – vor allem enthalten in Knochen und Milchprodukten – hemmt dies die Aufnahme von Zink und Kupfer, was sich negativ auf die Haut auswirkt. Auch die Bänder werden in Mitleidenschaft gezogen – Fehlstellung von Gelenken, Durchtrittigkeit und weitere krankhafte Veränderungen des Skeletts sind die Folge. Auch deshalb ist ein ausgewogener Kalziumhaushalt so immens wichtig für Welpen und Junghunde!
Enthält das Futter zu wenig Jod, kann es zu einer sogenannten alimentären, das heißt fütterungsbedingten Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) kommen. Die betroffenen Hunde erscheinen schlapp und lustlos, Haare fallen aus, es kann zu Haut- und Ohrenentzündungen kommen. Tipp: Jod ist zum Beispiel in Seealgen enthalten. Doch Vorsicht, nur in richtigen Meeresalgen. Süßwasser-Algen enthalten kein Jod.